Warum eine Genossenschaft?

Im Wohnungsbau haben Genossenschaften Tradition. Es gibt viele große Genossenschaften, die verhältnismäßig niedrige Mieten verlangen und damit Wohnraum bezahlbar machen. Als wir uns mit der Rechtsform beschäftigten, war schnell klar, dass wir genau das wollten: Eine Genossenschaft gründen.

Warum können Genossenschaften Wohnungen günstiger vermieten? Ganz einfach: Weil sie nicht die Absicht verfolgen, Kapital zu vermehren. Wer Mitglied in einer Genossenschaft wird, der profitiert während der Mitgliedschaft von seinem Investment, erklärte mir kürzlich ein Kollege. Anders als beim Eigenheim, bei dem man jahrelang viel Geld bezahlt, aber erst wenn es abbezahlt ist, den Nutzen hieraus zieht.

Aber es gibt noch mehr Gründe für die Genossenschaft - immer vorausgesetzt, man löst sich von der Idee des Eigentums. Das fällt vielen Menschen, die sich bei uns melden, nicht leicht. Wir haben alle gelernt, dass wir unser Geld so anlegen sollen, dass es sich vermehrt. Bei der Genossenschaft erwirbt jedes Mitglied Anteile, die es wieder kündigt, wenn es aus der Genossenschaft aussteigt. Bis dahin profitiert es von der Gemeinschaft.

Zum Beispiel dadurch, dass die Miete stabil bleibt oder sogar sinken kann, wenn der Kredit für die Immobilie abbezahlt ist. Oder dadurch, dass es bei Entscheidungen ein Mitspracherecht hat, unabhängig davon, wie viele Anteile es gezeichnet hat. Auch das muss man selbstverständlich so wollen - wer der Meinung ist, dass diejenigen, die viel investieren, auch mehr bezahlen sollen, ist bei dieser Gesellschaftsform nicht richtig aufgehoben.

Noch ein guter Grund: Alle Mitglieder der Genossenschaft sind Mieter und - als Teil der Genossenschaft - eben auch Vermieter. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich alle verantwortlich fühlen für die Immobilie und nicht jeder nur an seine vier Wände denkt.

Und schließlich ein ganz entscheidender Vorteil: Wenn jemand die Gemeinschaft verlässt, verkauft er nicht sein Eigentum, sondern kündigt nur seine Anteile. Wer diese übernimmt und in die Wohnung zieht, das entscheiden alle Mitglieder gemeinsam. Auf diese Weise können wir uns unsere Nachbarn selbst aussuchen - was für ein Luxus.

Ein Wohnprojekt muss  nicht zwangsläufig  als Genossenschaft organisiert sein, es gibt sicher andere Möglichkeiten, über die ich später berichten werde.