Mitglieder auswählen

Jeder, der einmal an Auswahlprozessen beteiligt war, weiß, wie schwierig es ist festzustellen, ob der "Kandidat" oder die "Kandidatin" zur Organisation, zum Team passt. Bei Wohnprojekten ist das nicht anders. Hier kommt hinzu, dass die meisten Gruppen natürlich froh sind, wenn sich Menschen ernsthaft für das Vorhaben interessieren. Deshalb tendiert man gerade in den Anfangszeiten dazu, potenzielle Mitstreiter etwas voreilig aufzunehmen.

Aber angenommen, man hat die Bewerber gut kennengelernt, weil sie sich aktiv eingebracht haben und an verschiedenen Treffen und Aktionen teilgenommen haben - wie trifft man die letztliche Entscheidung, ob der- oder diejenige tatsächlich der Gruppe beitreten darf?

Viele Gruppen erstellen schon früh Kriterien und formulieren ihre Erwartungen an ihre Nachbarn, was ohne Zweifel eine gute Übung ist. Schon allein deshalb, um zu schauen, was die anderen eigentlich von ihren Mitstreitern erwarten. Das kann mitunter schon zu interessanten Erkenntnissen führen.

Wenn dann aber konkrete Interessenten zur Debatte stehen, dann stellt man fest, wie weit Theorie und Praxis doch auseinanderklaffen. Vor allem aber: Es gibt kaum Methoden, um die vorab formulierten Kriterien zu prüfen. Selbst so ein klares Kriterium wie "altersgemischt" führt eventuell nicht weiter, weil jemand daherkommt, der allen sehr sympathisch ist und wunderbar zur Gruppe passt, aber eigentlich zu alt ist, weil seine Altersgruppe bereits überrepräsentiert ist. Und dann?

Soll heißen: Am Ende entscheidet das Gefühl. Für Menschen, die an Fakten und Daten glauben, mitunter schwer auszuhalten. Sie seien damit getröstet, dass Gefühle natürlich täuschen können und ihren Ursprung in sehr persönlichen Erfahrungen haben, aber wenn man als Gruppe entscheidet, die Intuition mehrerer Mitglieder sich nur schwer überlisten lässt.

Daher die Empfehlung: Wenn es darum geht, jemanden in die Gruppe aufzunehmen, dann lassen Sie die Intuition entscheiden. Fragen Sie alle, wie es ihnen mit dem Bewerber oder den Bewerbern geht. Ob man positive, eher gemischte oder eher negative Empfindungen verspürt. Und dann lassen Sie zu, dass diese Gefühle beschrieben, am besten mit Beispielen und Erfahrungen belegt werden.

Unsere Erfahrung zeigt, dass bei gemischten oder gar negativen Gefühlen diese meist von mehreren Mitgliedern geteilt werden und am Ende dazu führen, dass der Kandidat nicht aufgenommen wird. Und wenn doch, dass sich dies später als eine problematische Entscheidung herausstellt.