Feste Gewohnheiten

Ich kenne keine Organisation, in der Besprechungen eine Quell purer Freude sind. Fragen Sie mal rum, wer sich wirklich auf das nächste Meeting freut. "Na gut", könnte man sagen, "Besprechungen sind ja auch auch nicht zum Vergnügen da!" Aber ist das so? Wäre es nicht wunderbar, wenn sich Menschen zusammen setzen, zu guten Ergebnissen kommen und dabei sogar Spaß haben?

Das ist die Herausforderung. Nur, wenn die Mitglieder einer Gruppe sich auf das nächste Treffen freuen, wird es Ihnen gelingen, dass sich alle einbringen - sowohl mit Ideen als auch mit der Übernahme konkreter Aufgaben. Eine Voraussetzung dafür ist, die Treffen zur Gewohnheit werden zu lassen. Wenn Sie jedes Mal versuchen, einen neuen Termin zu finden, an dem möglichst viele können, wird schon die Terminsuche zur Qual. Daher legen Sie einen oder besser zwei feste Termine pro Monat fest, an denen sich die Gruppe zusammensetzt. Innerhalb kurzer Zeit werden sich alle daran gewöhnt haben, es gibt gar keine Diskussion mehr, wann und ob überhaupt eine Versammlung stattfinden soll.

Sodann spielt die Vorbereitung eine zentrale Rolle, das habe ich bereits beschrieben. Hinzu kommt der richtige Ort - was für viele Gruppen natürlich schwierig ist, wenn man noch nicht in dem eigenen Gebäude wohnt? Wir hatten Glück und konnten uns in der Räumen der Caritas treffen. Zudem stellten uns Mitglieder einer Kirchengemeinde einen schönen Raum zur Verfügung, in dem wir sogar jeweils einen ganzen Tag treffen konnten. Der Ort wurde zur provisorischen Heimat. Er hatte den Vorteil, dass wir dort sogar eine Küche nutzen konnten, und so brachten zu jedem Treffen einen Beitrag zum Mittagessen mit. Unsere Büffets waren bald legendär - allein sie waren schon ein Grund sich zu freuen.

Schließlich aber hilft all das nichts, wenn die Treffen selbst so verlaufen, dass sie für alle zur Belastungsprobe werden. Eine sinnvolle Agenda ist unabdingbar, aber die Art und Weise, wie die Diskussionen dann ablaufen, macht den Unterschied. Ohne Spielregeln und Menschen, die auf ihre Einhaltung achten, geraten die Veranstaltungen schnell aus dem Ruder - ein Grund, warum den meisten Menschen vor der nächsten Besprechung graut. Die Regeln müssen gar nicht kompliziert sein, es hilft schon ungemein, wenn man sich darauf verständigt, dass immer nur einer spricht und man sich meldet, wenn man einen Beitrag leisten möchte. Seltsam, dass diese einfache Regel so selten angewandt wird.

Manche Regeln entwickeln sich im Laufe der Zeit. Man probiert Dinge aus, stellt fest, dass sie mehr oder weniger gut funktionieren, lässt sie wieder fallen, modifiziert sie, probiert wieder aus - so lange, bis sich ein kleines Regelwerk entwickelt hat, das funktioniert. Was voraussetzt, dass die Regeln immer wieder in Frage gestellt werden. Kompliziert ist das nicht, man muss nur hin und wieder mal an Ende eines Treffens fragen, was gut und was weniger gut war. Und dann gemeinsam überlegen, was man beim nächsten Mal ändern möchte.
Auch diese "in Frage stellen" sollte zur Gewohnheit werden. Alles kein Hexenwerk...