Ich sitze auf meiner Terrasse, während um mich herum entspanntes Treiben herrscht. Zwei junge Väter basteln an einem Kompost-Behälter aus Euro-Paletten, auf der Terrasse des Gemeinschaftshauses sitzt eine Geburtstagsgesellschaft, vor mir auf der für die Rasenaussaat vorbereiteten Fläche spielen Kinder mit Ball und Frisbee. Hin und wieder fliegt einer in meine Kübelpflanzen, dann kommt einer der Knirpse schuldbewusst dreinblickend und holt ihn wieder ab. Unser ältester Bewohner dreht seine abendliche Runde über die Balkone und schaut, ob noch irgendwo jemand sitzt, mit dem er plaudern kann. Meistens findet er jemanden, so auch jetzt.
Ist das so, wie ich mir das Leben im Projekt vorgestellt habe? Es ist genau so. Gerade habe ich einen Artikel über die wachsende Einsamkeit gelesen. Können Wohnprojekte eine mögliche Antwort darauf sein? Ich denke, ja. Natürlich nicht nur solche wie unseres, das von vornherein so angelegt ist, dass hier mehrere Generationen zusammen wohnen. Immerhin momentan im Alter von unter einem bis 85 Jahre. Aber ich glaube fest daran, dass dieses Zusammenleben von Jung und Alt die Älteren weniger schnell altern lässt, auch wenn der Glaube daran vielleicht etwas naiv ist. Auf jeden Fall ist es alles andere als einsam hier - und wenn man wirklich mal seine Ruhe möchte, braucht man nur die Tür seiner Wohnung schließen. Bemerkenswert, wie moderne Bauten den Lärm fernhalten.
Hier schreibt Johannes Thönneßen über das nachbarschaftliche Wohnen, seine Erfahrungen in einem generationenübergreifenden Wohnprojekt und sein Angebot, andere Projektgruppen zu unterstützen und zu begleiten.
