Innehalten

Kürzlich habe ich ein Treffen einer Gruppe moderiert, die soeben ein Mitglied verloren hatte, bevor ihr Wohnprojekt in die Tat umgesetzt war. Das heißt, eine Familie, die schon ganz lange mit von der Partie war, hatte sich entschlossen, die Gruppe zu verlassen. Die Gründe waren privater Natur, es gab keine Schuldzuweisungen an die Gruppe, dennoch war diese tief betroffen.

Es kam der Vorschlag, das Ereignis zu bearbeiten. Die Teilnehmer wollten nicht zum Alltag übergehen und sofort wieder in die Planung einsteigen, sondern ihre Empfindungen teilen. In einer sehr berührenden Runde äußerte jeder, wie es ihm ergangen war, als ihn die Nachricht erreichte. Die meisten wurden kalt erwischt und hatten damit nicht gerechnet. Außerdem sagte jeder, wie es mit der eigenen Motivation aussah, ob es ebenfalls Abschiedsgedanken gab oder gegeben hatte.

Hier und da war das der Fall, alle hörten aufmerksam zu und versicherten sich gegenseitig der Unterstützung. Sollte es irgendeine Chance geben, dass die Gruppe helfen konnte, ein Problem zu lösen, sollte man doch sich mitteilen und nicht bis zum letzten Moment warten.

Dieses Innehalten in einem Moment, in dem alle betroffen sind und betroffen reagieren, und diesen Moment mit allen zu teilen, hat mich sehr beeindruckt. Ich stelle mir vor, dass in allen Organisationen schwierige Situationen so bearbeitet werden. Könnte für die Psychohygiene und das Miteinander in jedem Team sehr wertvoll sein.