Digitale Helfer?

Ein Artikel in der Wirtschaftswoche hat mich nachdenklich gemacht (Vorsicht an der Teppichkante). Es geht darum, dass ideenreiche junge Unternehmensgründer die Pflege und Betreuung alter Menschen zum Geschäftsmodell machen. Der Gesundheitsminister ist begeistert. Und ich frage mich, ob die hier vorgestellten Ideen tatsächlich so innovativ sind:

Eine App findet heraus, ob ein Senior sturzgefährdet ist und schlägt Maßnahmen vor, z.B. den Rollator anders einzustellen, Teppiche aus dem Weg zu räumen oder Gleichgewichtstraining zu starten.

Pflege-Start-ups bringen pflegedürftige Senioren mit Menschen zusammen, die für wenige Euro die Stunde den Senioren vorlesen, ihnen im Haushalt helfen und für sie einkaufen gehen. Wobei die ersten dieser Plattformen bereits vom Markt verschwunden sind.

Eine Online-Händler bietet Bewohnern von Pflegeeinrichtungen die Möglichkeit, sich ihr Lieblingsschampoo aus der nächsten Drogerie bringen zu lassen.

Das mag ja alles das Leben im Alter ein wenig erleichtern, und dass demnächst Pflegeroboter mit menschlichem Antlitz als Weggefährten der Senioren zum Einsatz kommen, steht wohl auch schon fest. Aber ist all das wirklich innovativ?

Wo bleiben soziale Innovationen? Als solche würde ich Wohnprojekte wie das unsere bezeichnen. Ideen, die helfen, dass Menschen füreinander da sind und das "Umeinander-Kümmern" nicht zu einem Geschäftsmodell machen. Denn darauf läuft es immer hinaus: Wo ist ein Problem, dass man mit einer großartigen Geschäftsidee lösen kann?

Wohnprojekte funktionieren anders. Natürlich geht es hier irgendwie auch darum, dass man  "Leistungen" empfängt und dafür "Gegenleistungen" erbringt. Aber eben nicht wie in der Wirtschaft: "Ich bezahle dich dafür, dass du dieses oder jenes für mich tust." Sondern: "Ich tue etwas für dich, weil ich darauf vertraue, dass dann, wenn ich einmal Unterstützung benötige, Menschen da sein werden, die etwas für mich tun." Bisher, so meine Erfahrung, funktioniert es.