Teilen

Ein großer Vorteil von Wohnprojekten bzw. funktionierenden Nachbarschaften ist die Bereitschaft, Dinge zu teilen, die ansonsten jedes einzelne Mitglied oder jede Familie für sich alleine nutzt. Das fängt bei dem gemeinsamen Garten an. Wo in den klassischen Wohngebieten um jedes Fleckchen Rasen ein Zaun errichtet ist oder, noch beeindruckender, hohe Hecken oder gar Mauern, ein jeder sein eigenes Trampolin oder sein kleines Fußballtor für die Kinder aufbaut sind, da nutzen in Nachbarschaftsprojekten die Mitglieder solche Gartenflächen und damit auch natürlich die Geräte wie Rasenmäher, Heckenscheren, Häcksler, Trampolin, Tore, Grillstationen oder Feuerkörbe gemeinsam.

Ähnliches gilt für einen Gemeinschaftsraum, eine Waschküche, einen Hobbykeller, eine Tiefgarage, einen Fahrradkeller, eine Terrasse vor dem Gemeinschaftsraum oder ein Sitzplatz im Vorgarten. Klingt banal? Mag sein, aber offenbar alles andere als selbstverständlich. Und es stößt rasch an Grenzen. Gemeinsam den Waschkeller nutzen ist eine Sache - aber wie sieht es mit den Waschmaschinen aus? Einen Rasenmäher zusammen anschaffen und nutzen ist nicht so schwer, aber was ist mit Kühlschränken, mit Fahrrädern? Oder gar mit Autos?

Es ist bemerkenswert, wie sehr wir uns daran gewöhnt haben, dass wir all diese Ding zur eigenen Verfügung haben, jederzeit, wann immer uns danach ist. Die Vorstellung, dass der Staubsauger genau dann nicht verfügbar ist, wenn wir ihn gerade nutzen möchten, die Waschmaschine von anderen belegt ist, wenn wir gerade waschen möchten, oder vor allem das "eigene" Auto nicht zur Verfügung steht, wenn uns plötzlich einfällt, doch noch mal kurz zum Einkaufen zu fahren, ist für viele mehr als schwierig.

Teilen bedeutet vor allem, sich abzusprechen. Die Freiheit, beliebig auf Dinge des Alltags zugreifen zu können, aufzugeben. Wobei ich mich in diesem Zusammenhang mit dem Begriff "Freiheit" doch zunehmend schwer tue. Mir kommt es so vor, als überstrapazieren wir diesen Begriff arg. Sind wir tatsächlich in unserer Freiheit eingeschränkt, wenn unsere Wünsche einmal nicht umgehend erfüllt werden? Ich weiß, das wird jetzt arg philosophisch, aber genau darauf läuft es doch hinaus, oder? Wo wir früher ins Fernsehprogramm schauten und uns bis 20:15 Uhr gedulden mussten, um einen Film zu schauen, können wir heute auf jeden Film jederzeit zugreifen. Und nahezu alles online erwerben und noch am gleichen Tag bekommen. Jetzt sollen wir plötzlich Dinge teilen und darauf warten, bis der Nachbar seinen Rasen fertig gemäht hat? Oder seine Wäsche aus der Maschine geholt hat? Oder gar unseren Einkauf verschieben, weil jemand anderes gerade mit dem Auto unterwegs ist?

Bei uns stehen wir noch ganz am Anfang der Diskussion. Einiges funktioniert schon, anderes existiert erst als Idee. Das Thema "Carsharing" nimmt Fahrt auf. Spannend bleibt es allemal...