Gegen den Hass

Manchmal spucken die sozialen Medien dann doch etwas Wertvolles aus. In diesem Fall ist die Rede von einem Podcast mit Namen "180-Grad: Geschichten gegen den Hass".  Unbedingt zu empfehlen, und noch ein Tipp: Auch wenn nur die Folge 6 von nachbarschaftlichem Wohnen handelt, so sollte man sich doch alle Folgen anhören, am besten nacheinander und bei Folge 1 anfangen.

Ich habe den Tipp in unserer Wohngruppe (und noch unter ganz vielen anderen Menschen) verteilt und angekündigt, einen Diskussionsabend zu den Geschichten zu organisieren. Und tatsächlich hat dieser Abend stattgefunden, mit relativ viel Rotwein, Kürbisuppe und selbst gebackenem Brot. Wir waren eine kleine Gruppe, und wir erlebten - nicht zum ersten Mal - die eine oder andere Überraschung. 

Aber erst einmal zum Podcast. Es geht darin um Menschen, die sich hassen. Oder zumindest große Vorurteile gegeneinander oder gegen bestimmte Gruppen hegen und pflegen. Da ist von Flüchtlingen, Islamisten, Roma, Nazis, Punks, "Kanacken", Schwulen und anderen die Rede, und das Besondere: In allen Geschichten treffen sie aufeinander. Mehr noch: Sie werden praktisch gezwungen, zumindest einen Teil ihres Lebens miteinander zu verbringen, aus den unterschiedlichsten Gründen. 

Der Autor und Erzähler Bastian Berbner (der auch ein gleichnamiges Buch mit weiteren Geschichten veröffentlich hat) hat diese Menschen getroffen und erzählt in dem Podcast einer Kollegin, welche Erfahrungen sie gemacht haben. 

All das ist zum einen sehr unterhaltsam. Es ist aber auch erschütternd, auf jeden Fall sehr berührend und macht doch arg nachdenklich. Die meisten von uns dürften in einer Umgebung leben, in der unsere Mitmenschen Werte und Ansichten mit uns weitestgehend teilen, und da macht auch ein Wohnprojekt keine Ausnahme. Was passiert, wenn wir plötzlich - freiwillig oder gezwungen - Menschen mit ganz anderem Hintergrund, anderen Einstellungen und Werten tagtäglich begegnen, ihnen nicht ausweichen können, uns mit ihnen arrangieren müssen?

Die Geschichten in dem Podcast zeigen, dass dann etwas mit uns geschieht - ganz automatisch. Auf jeden Fall bereichert es unser Leben, verändert unsere Sicht auf die Dinge und die Gesellschaft. Manchmal nachhaltig, manchmal auch nur selektiv. Wie gesagt: Unbedingt anhören oder lesen.

Zu unserem Abend: Wie so oft bei NaWoDo haben wir mit einer kleinen Befindlichkeitsrunde begonnen, uns vom Tag erzählt, was uns beschäftigt hat. Eine schöne Möglichkeit, Ballast abzuwerfen, loszulassen, um den Kopf frei zu bekommen. 

Wir haben zusammen gegessen und getrunken (beides spielt auch in den Geschichten von Bastian Berbner eine große Rolle). Und als wir anfingen, unsere Gedanken über das Gehörte auszutauschen, haben wir sehr persönliche Dinge voneinander erfahren. Es ist genau das passiert, was in der Kernbotschaft des Podcasts zum Ausdruck kommt: Nähe führt zu Verbundenheit, zu Vertrauen und Offenheit. Eine schöne Erfahrung.